Montag, 7. Dezember 2009

Harder, Better, Faster, Stronger


Harder, Better, Faster, Stronger ist nicht nur der Titel (und ein Viertel des gesamten Texts) einesSongs der Elektrogötter Daft Punk.

Diese vier Wörter scheinen auch ein weit verbreitetes Moto in der Arbeitswelt zu sein. Überlegt man nicht allzu weit, so macht diese Verknüpfung zwischen Anstrengung und Erfolg Sinn. Hier beginnt allerdings schon die Problematik dieser Assoziation: Man darf, soll, muss, kann nicht allzu weit denken. Tut man es doch, so erzeugt das Moto keine Wirkung mehr, da der Mensch nicht wie eine Maschine funktionieren will, beziehungsweise, da er nicht wie eine Maschine funktionieren kann. Tut er es doch, so folgt auf die Anstrengung keineswegs der Erfolg sondern das Gegenteil.

Nach meinem kurzen Verweilen in der Arbeitswelt kann ich folgenden Schluss ziehen: Firmen, welche von ihren Mitarbeitern Maschinenarbeit, und -leistung verlangen, sind und bleiben Schrottläden, auch wenn ihr Ziel ist „den besten Kundenservice Schweiz weit zu bieten“. Denn die Maschinerie ist verantwortlich für den nicht funktionierenden Service. Sie produziert unendlich viele Lücken und Fehler und lässt erkennen, dass man Probleme von Menschen nicht mit Maschinen bewältigen kann. Und schon gar nicht mit solchen, die gar keine Maschinen sein möchten, sondern Menschen. Aber halt, Probleme gibt’s ja gar nicht. Nur Situationen. Schlechte Laune auch nicht, dafür sorgt eine elektronische Anzeige im Grossraumbüro „Ein Lächeln macht alles wieder gutJ“. Kündigungen von unzufriedenen Kunden gibt’s nicht, erinnert ein Kärtchen an einem Ort, den man so Arbeitsplatz nennt. Freiheit? Ja, auf dem Klo. Der Rest wird abgehört und auf Qualität getestet, wer nicht 80% erreicht, fliegt raus. Wer im Durchschnitt länger als 18 Sekunden Nachbearbeitungszeit braucht, darf auch gehen. Bist du dir nicht sicher, was du sonst noch falsch machen könntest? Keine Sorge, gleich zu Beginn deiner Arbeit wird dir per Flussdiagram erklärt, was du alles machen musst um dich aus diesem System auszuklinken. Kleine Motivationsspritze für den Anfang.

Firmen, die sich für neuesten Erkenntnisse im Bereich Macht und Leistung interessieren, geniessen ein wesentlich besseres und standhafteres Image. Es geht nicht einmal darum, dass Angestellte ein besseres Leben haben sollten. Sondern darum, dass man Menschen (Mitarbeiter) braucht, um Menschen (Kunden) zufriedenzustellen. Einerseits sind die Kunden nicht zufrieden, wenn die Mitarbeiter das schon nicht sind. Und andererseits kann ich mich nur wiederholen: Man kann aus ein paar hundert Menschen keine grosse Maschine kreieren. Kein Ingenieur und kein Vorgesetzter kann das.

Es verhält sich ähnlich wie bei Kindern: Man kann von heranwachsenden kein richtiges Handeln erwarten, wenn man ihnen keine Verantwortung abgeben will.

Und nochmals: es geht mir (hier in diesem Post) nicht um mein Wohl oder das meiner Mitmenschen, sonder um den Erfolg bzw. Misserfolg von Firmen.

Denn so oder so: Our work is never over.

1 Kommentar:

  1. Anhang zu den neuesten Erkenntnissen bezüglich Macht und Erfolg (die nicht einmal so wahnsinnig neu sind): Das Beispiel der schlechten Firma will die Disziplinarmacht nutzen, um Leistung zu erzwingen. Funktioniert nach dem Bestrafungssystem, also so: "Wenn du nicht so und so viel Leistung bringst, dann droht dir diese und jene Strafe!"
    Gute Firmen (mit, wie gesagt, mehr Erfolg, besonders im Marketingbereich) nutzen die Biomacht, um aus ihren Mitarbeitern die grösste Leistung herauszuholen. Funktioniert so: "Ich geb dir mehr Ferien, damit du immer erholt bist, offeriere dir gerne Getränke, Kaffee und Äpfel, damit du fit bei der Arbeit bist, überlasse dir, von wann bis wann du deine 8 Stunden Arbeit am Tag erledigen willst. Lade dich auch gerne mal zum Essen ein. Unterstütze dich in deiner Weiterbildung. Lasse dir viel Freiraum in der Gestaltung deiner Arbeit, da ich überzeugt bin, dass du das kannst." Durch diese Haltung geht es dem Mitarbeiter nicht nur besser, nein, viel wichtiger ist, dass er sich besser fühlt. Nicht körperlich, weil er gratis essen kann. Sondern geistig, weil er sich wohler fühlt und das Gefühl bekommt, wichtig zu sein. So leistet er auch wichtiges.

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