Dienstag, 13. Oktober 2009

Did it

Habe gerade meine erste Kündigung hinter mir. Davor war ich nervöser als vor meiner mündlichen Prüfung in Mathe. Denn ich hatte das Gefühl, dass man hier auch mit der grössten Anstrengung nicht plötzlich einen Volltreffer machen kann. Kann nur schiefgehen also. Gings aber nicht.
Habe davor kurz im Netz "Kündigungsgespräche" gegoogelt und die Tipps in die Tat umgesetzt. Das war gar nicht so einfach, denn es laut diversen Beratern heisst, man solle möglichst rasch und ohne grosse Erklärungen die Kündigung aussprechen und ich bin schon eher jemand der sich und die anderen um den heissen Brei herum quält. Je heisser der Brei desto länger das rundherum. Ich kann mich erinnern, wie ich einmal einem Sportlehrer zwei komplizierte Absenzen erklären musste bevor ich eröffnete, dass noch eine dritte kommen wird (es ging ganz zufälligerweise um das Signieren des gerade gekündigten Arbeitsvertrages). Meine Erklärungen waren wohl unangenehm lang, denn als wir aus der Sporthalle traten schaute meine Kollegin mich entsetzt an und riet mir in etwa: "Mach mal 'nen Punkt!"
Also ermahnte ich mich, diesen Tipp zu beherzigen, was funktionierte. Auch sonst lief alles ziemlich wie von den Beratern erklärt ab. Sogar die entsetzte Reaktion meiner Vorgesetzten blieb aus - ebenfalls vom Netz vorhergesagt. Meine nervosität diesbezüglich war laut einem Ratgeber ein narzistisches Verhalten indem ich meine Wichtigkeit im Betrieb überschätzte.
Im Rückblick ist eine Kündigung - oder zumindest die erste - eine ziemlich befreiende Aktion, ich fühlte schon fast rebellische Züge in mir, da ich auf einigen Widerstand wenn nicht sogar Verachtung auf Familienseite stosse. Naja ich kann mich an ein Quartierfest vor kurzem erinnern bei welchem meine Mutter mit einer Nachbarin über die damalige und die heutige Jugend sprach und sich dabei "fast ein bischen mehr Rebellion" von ihrer Tochter wünscht. Dann ist ja jetzt jedem gedient.
Muss nur aufpassen, dass das Kündigen nicht zur Sucht wird. Kurzfristige Freiheits- und Machtgefühle sind nicht zu unterschätzen.

4 Kommentare:

  1. Gratulation! So viel kann man zum Glück nicht »kündigen«, weil die meisten Freiheitseinschränkungen nicht vertraglich festgelegt sind. Erstaunlich aber, wie das Netz als Ratgeberin in diesen Belangen funktioniert - das vermag sogar mich zu überraschen.

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  2. Mit dem Netz ist es doch wie mit allen wirklich wichtigen Dingen im Leben: Man merkt erst was man an ihnen hat wenn man sie nicht mehr hat.
    Mir gehts jedenfalls so wenn ich keinen Internetzugang habe und eine Telefonnummer, eine Strassenkarte, eine Zugverbindung, einen Kollegen, eine Veranstaltung, einen Job, eine Ausbildung, einen Coiffeur, ein bischen Wissen, einen Film, etwas Musik, Hausaufgaben, meinen Kontostand, das aktuelle Wetter, eine Zeitung oder sowas brauche..

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  3. Ich bin berühmt =) Und unglaublich stolz auf dich. Echt.

    Aber hej, wenn man vor etwas nervöser sein kann, als vor Mathemündlich, macht mir das Erwachsenwerden noch mehr angst...

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  4. Naja vor dem Künden kann man auch nicht mit einer seiner besten Kolleginnen Multivitaminsaftschlürfend zusammen nervös sein. Und Chefs haben nicht dieselbe Erfahrung mit Nieten wie Mathelehrer und reagieren deshalb auch nicht halbwegs so gleichgültig. Chefs lachen auch nicht über 50/50-Witze....
    Und man kann nicht ein paar Tage später dann zu einem anderen Chef gehen, um die miese Mathemündlich zu kompensieren.
    Also....Mathemündlich war doch ganz chillig. Aber nur rückblickend!

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